zu zweit

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Dienstag, 22. März 2011

Keine Entschuldigung für US-Rolle während Diktaturen


Barack Obama: "Lateinamerika ist heute wichtiger denn je für die USA."

(Santiago de Chile) – Einigkeit zwischen US-Präsident Barack Obama und seinem chilenischen Amtskollegen Sebastián Piñera: Der Blick soll auf gemeinsame Projekte statt auf die Vergangenheit gerichtet werden. Die Staatschefs bezogen sich auf den gewaltsamen Putsch 1973 in Chile. Damals unterstützten die USA die chilenischen Militärs, als sie den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende stürzten. Nach dem Besuch in Brasilien landete Obama am Montagmittag in der chilenischen Hauptstadt Santiago. Der US-Staatschef befindet sich zurzeit auf einer fünftägigen Reise durch Lateinamerika. Heute Dienstag fliegt er weiter nach El Salvador, die letzte Station.

Nach dem Treffen im Regierungspalast La Moneda verkündeten Obama und Piñera eine Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Energie, Wissenschaft und Technologie. In einer Rede lobte der US-Präsident die friedliche Demokratisierung in lateinamerikanischen Ländern. Washington sehe Lateinamerika nicht mehr als ständiges Konfliktgebiet, sondern als "dynamische und wachsende Region". Lateinamerika sei heute wichtiger denn je für die USA, und Chile einer ihrer engsten Partner, so der US-Staatschef vor Journalisten. Die USA werde die Region im Kampf gegen den Drogenhandel und für die Menschenrechte unterstützen. Obama räumte ein, die Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika seien manchmal „extrem schwierig“ gewesen.

Einer Aufforderung von Parlamentariern, Menschenrechtsorganisationen, Studenten und sozialen Bewegungen ging Obama nicht nach. Er sollte sich für die Rolle seines Landes während der Militärdiktaturen in Lateinamerika - und vor allem in Chile – offiziell entschuldigen. „Ich kann für vergangene US-Politik die Verantwortung nicht übernehmen, nur für gegenwärtige und künftige“, sagte jedoch Obama. Während seins Aufenthaltes in Santiago kam es zu Protestaktionen, rund 20 Demonstranten wurden festgenommen.

Zwischen den 60er und 80er Jahren unterstützten die USA logisitsch, ideologisch und finanziell in lateinamerikanischen Staaten Militärputschs gegen demokratisch gewählte Regierungen. So auch in Brasilien, Bolivien und Chile. Während der Diktaturen wurden Andersdenkende verfolgt, gefoltert und ermodert. Viele der Militärs waren zuvor in der US-Militärakademie „School of Americas“ in Panama ausgebildet worden. Unter Diktator Augusto Pinochet (1973-1990) wurden in Chile rund 28.000 Menschen gefangen genommen und gefoltert.
(Camilla Landbø)